Ich kam warscheinlich so gegen halb drei nach Hause. Schwankend öffnete
ich die Wohnungs Tür und torkelte die Treppen hoch ins Bad. Ich zog
meine Sachen aus, dabei fiel mir auf das ich ein Loch in meiner rechten
Socke hatte. Mir brummte der Schädel alles drehte sich. Mein Nachbar hat
seinen Wecker um 5.30 Uhr gestellt, und ich damit zwangsläufig auch.
Ich höre zwar kein Klingeln, Piepen oder ein anderes Weckgeräusch, aber
es kann kein Zufall sein das der Mann jeden Morgen um die gleiche
Uhrzeit anfängt zu husten. Und er hustet sich die Lunge aus dem Leib, so
laut und aggresiv das ich wach im Bett sitze und gar nicht mehr glauben
kann das da eine Wand zwischen uns ist. Seine morgentlichen Hustanfälle
erinnern an 38 Jahre Kohlebergwerk, ein röcheln und würgen aus den
tiefsten Tiefen seines Körpers, die einen rostigen Karren zu ähneln
scheinen. Er gibt sich keine große Mühe dies zu verstecken. Mir kommt es
so vor das er extra laut hustet, damit er nicht als einziger darunter
leiden muss. So ging das in unregelmäßigen Abständen bis ungefähr halb
sieben. Nach dem ich mich eine Weile im Halbschlaf hin und her gewälzt
habe, stand ich schließlich auf. Ich kochte mir einen Kaffe- was ich
sonst eigentlich nie tat- und setzte mich auf einen Stuhl in die leere
Küche. Die oktober Sonne streifte mir ab und zu ins Gesicht,
zwischendurch fielen meine Augen immer wieder zu. Als ich nach draußen
schaute, sah ich nur leere Gesichter, auf den Weg in die Stadt, zum
Bäcker oder was weiß ich wo die alle hinwollen. Meine Straße um 8 Uhr
Morgens, eine Welt von der ich selten was mitbekomme. Wenn ich überhaupt
mal um diese Uhrzeit unterwegs bin, dann auf den Weg zur Schule oder
auf dem Heimweg vom Feiern. Das zählt nicht. Es ist dann zwar hell aber
eigentlich noch Nacht, weil ich besoffen bin und der nächste Tag erst
beginnt wenn man geschlafen hat. Nach all den verschiedenen Zeitzonen
die ich am Wochenende manchmal durchlebe, weiß ich selten nicht was für
ein Tag eigentlich ist. Aber jetzt ist alles anders. Ich schlafe wann
ich schlafen kann und bin wach wenn ich nicht schlafen kann. Ich esse
selten was und hab angefangen gelegentlich zu rauchen. Ich drinke einen
stark zuckrigen Kaffee nach dem anderen. Ich versuche zu lesen kann mich
aber kaum auf zwei nacheinander folgende Wörter konzentrieren. Mein
körper hat sich mittlerweile zu einem tauben Brei zusammengeschoben.
Manchmal habe ich das Gefühl meine Wirbelsäule wäre aus gummi, und dann
wieder spüre ich meine Füße nicht mehr. Irgendetwas zieht mich zu boden
als hätte ich einen schweren Stein verschluckt. Und ständig vergesse
ich, was ich gesehen, gelesen oder geträumt habe.
Heute wird ein
schöner Tag werden, freundlich, warm und sonnig. Mir fallen die Augen
erneut zu und ich schlurfe zurück in mein Zimmer, um mich nochmal
hinzulegen. Dieser Schlaf dauerte nicht lange an. Meine Mutter rief nach
mir. Ich hatte gestern Nacht im suff vergessen unsere Tür
abzuschließen. Ich antwortete ihr mit einem leisen, mh. Mir gefallen
solche Wochenende überhaupt nicht. Generell hasse ich es wenn ich
betrunken bin. Doch dieses Gefühl in dem sich der Alkohol mit meinem
Blut vermischt, erschafft mir ein paar Stunden zufrieden und erträglich
zu sein. Ich habe mich an die Tage danach gewöhnt. Inzwischen ist das
zum trott dazugekehrt. Auch wenn ich unwichtige Sachen vergesse, mich
blöd verhalte, lache oder kotzen muss. Manchmal brauche ich es.